BIOLOGISCHER KÄSE MONTASIO DOP „LA SISILE“

Enos Costantini

Tempus formadi

Mutige Bauern, biologische Kühe und eine alte Molkerei

Mala tempora currunt für die Viehzucht, obwohl nicht nur (aber hier wollen wir ja nicht über Politik sprechen). Mit anderen Worten: In diesen Zeiten erfordert es viel Mut, ein Züchter zu sein. Vor allem, um einen Stall mit einer großen Anzahl von Tieren zu leiten (100 in der Produktion und 60 für die Bestandsergänzung), wo jeder Fehler in psychologischer und finanzieller Hinsicht teuer werden kann. Es erfordert noch mehr Mut, Milch auf biologische Weise herzustellen, 30 Zentner pro Tag von dieser weißen (einem Blanc de Blancs würden die Franzosen sagen, die andauernd die Friauler kopieren) verderblichen Flüssigkeit, die entsorgt werden muss, wenn man ans Ende des Monats gelangen und den Lebensunterhalt bestreiten will, indem man alle Fallen entgeht, die der sogenannte „Markt“ (The Octopus – Alleine gegen die Mafia war nicht nur eine Fernsehserie) wissentlich auf den schon an sich holprigen Weg positioniert hat.

Schließlich braucht es noch mehr Mut, um einen Großteil der erhaltenen Milch umzuwandeln.

Wie die Gebrüder Zanello (und ihre Familien) aus Talmassons auf diese gefährliche Entscheidung gekommen sind, weiß ich nicht. Ich bin aber glücklich, weil dies im Sinne dessen ist, was als „Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln“ (oder Ernährungssouveränität) bezeichnet werden kann, eine enge Beziehung zwischen Hersteller und Verbraucher mit einer Vielzahl an Ideen, die sich auf Lebensmittel, Umwelt, Gesundheit, Nachhaltigkeit usw. beziehen. Ideen gibt es viele, aber es wird auch jemanden gebraucht, der sie in der Praxis umsetzt. Dies ist nicht einfach und dabei wird außer Mut vor allem auch Rücksichtslosigkeit erfordert.

Die Familie Zanello hat aus der Geschichte gelernt: Sie haben die historische Molkerei Turrida übernommen und stellen im Einklang mit der Tradition Milch und Montasio-Käse her mit der Zugabe von Butter und Ricotta. Sie verwenden dafür täglich die Hälfte der erzeugten Milch (15 Zentner), während die andere Hälfte auf den Markt in Form von frischer Bio-Milch fließt.

Eine Molkerei kann zu ein bisschen Regung führen, auch wirtschaftlich, nachdem das Ende der bäuerlichen Zivilisation, die Dörfe, die einst sehr lebhaft waren, in schläfrige Orte verwandelt hat.

Die Familienstruktur besteht aus den Brüdern Franco und Graziano mit seiner Ehefrau Paola. Alle drei sind Agrartechniker aus Cividale. Das Paar hat 4 Kinder und auch dies ist ein Zeichen des Vertrauens in die Zukunft. Sollten auch noch die sehr „aktiven“ Senioren dazulegt werden, kommen wir auf vier Erwachsene mit einer Vollzeitbeschäftigung. Der Käser und sein Helfer sind kein Teil der Familie, und mit ihnen kommen wir auf 6 Arbeitsplätze, und dies ist schon sehr beachtlich, wenn man die Zeiten, die herrschen bedenkt. Dabei könnte man schon fast über eine kleine Fabrik sprechen.

Eine sehr wichtige Frage dabei ist: Was essen eigentlich die Kühe? Die Antwort ist: ausschließlich vom eigenen Unternehmen hergestellte organische Nahrungsprodukte. Denn wir vergießen keine Tränen für die verzweifelten Chemie- und Futterverkäufer, die schon seit Jahren keinen Scheck mehr von der Familie Zanello sehen.

Mais wurde abgeschafft, nicht weil er uns antipathisch war, (ah, der verlockende Duft eines Tellers mit frisch gekochter Polenta!) sondern wegen der berüchtigten Mykotoxinen. Anstatt Mais wird Hirse, die im friaulischen Gebiet seit je her angebaut wird, gebraucht (denn es gibt die Körnerhirse und die Futterhirse). Sogar auch Soja (diese kleine, mit Proteinen vollgepackte Bohne asiatischen Ursprungs) wird auf den Feldern von Talmassons angebaut.

Die Basis für die Fütterung der Kühe, die Wiederkäuer sind, ist vor allem das Grünfutter und Heu, welches hier reichlich vorhanden ist (die eine Hälfte besteht aus Luzerne und die andere aus Rasengras). Somit ist man sich sicher, dass die Kühe alle nötigen Nährstoffe erhalten, sogar auch die noch vollkommen unbekannten, die von den Biochemikern erst in Zukunft entdeckt werden. Den Kühen geht es in jedem Fall sehr gut und sie sind gesund.

In der Latteria (Labor für die Verarbeitung von Milch) wird nur rohe unbehandelte und unpasteurisierte Milch verarbeitet, ohne Lysozym (denn man behauptet, es wäre ein harmloses aus Eiern erhaltenes Eiweißprotein). Dabei sind wir Lichtjahre entfernt von postmodernen Käsesorten mit einer nicht verzehrbaren Rinde und einer möglicherweise mit E235 behandelten Oberfläche.

Die Käserei hat einen zugelassenen Verkaufspunkt (Via Montello, 7 in Turrida di Sedegliano), wo man Frico, Mozzarella und Stracchino erwerben kann (ach, die modernen Zeiten mit den jugendlichen Aromen …), die von Dritten hergestellt wurden, aber immer mit der Milch unseres Unternehmens.

Der Markt für die hergestellten Milchprodukte ist der Landtourismus, Trattorien, regionale Restaurants und Privatpersonen. Sofortige Lieferungen können ganz einfach online oder, wie einst per Telefon bestellt werden.

Auch die Namen sind uns wichtig. Das Unternehmen wurde La Sisile ‘die Schwalbe’ genannt. Auch dies ist ein Anzeichen der lebenswerten Ökologie und des Vertrauens in die Umwelt- und der Gesellschaftszukunft.

http://aziendaagricolalasisile.it/biologischer-montasio-kaese/

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Bezugspunkt:

Molkerei: Via Montello, 7

33039 Turrida di Sedegliano

Handy: +39 333 475 6053

E-Mail-Adresse: grazianozanello@alice.it

Azienda agricola „La Sisile“

Via Sant’Antonio, 36
33030 Talmassons
Handy: + 39 335 5250330
Tel. und Fax: +39 (0)432 766618

 

25 Oktober 2018

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